
Wir sind große Fans von Finnland (logisch) und ganz große Fans von „Metsähallitus“. Google übersetzt das mit Waldherrschaft, passender ist wahrscheinlich Forstbehörde. Die sorgt jedenfalls für die vielen Hütten in diesem wirklich gar nicht kleinen Land, versorgt sie mit Feuerholz und hält die Unterstände und die Hütten selbst instand. Inzwischen sind wir stets mit einer Packung Makkara (Grillwurst) und Senf ausgerüstet, damit wir bei der nächsten Hütte anhalten, Feuer machen und grillen können. Holz ist da, sauber ist auch alles, Mülltrennung wird gepflegt und ein Plumpsklo ist auch vorhanden.
Wald gibt es hier jede Menge und bei der Planung dieser Reise gab es diverse Vorbehalte und Warnungen von Finnlandreisenden, dass es wirklich sehr langweilig werden könne, wenn wir Tag um Tag durch diese immer gleiche Waldlandschaft radeln.
Weit gefehlt.
Der Wald sieht jedesmal anders aus. Einmal natürlich macht es sehr viel aus ob es gerade regnet (dann sind wir auch keine begeisterten Betrachter, aber nur, weil wir mit den Widrigkeiten des Wetters zu tun haben), oder ob er sich lichtdurchflutet und sonnenbestrahlt präsentiert. Und dann gibt es die vielen verschiedenen Arten von Wald zu sehen.
Mischwald, möglichst sich selbst überlassen: dass ist für uns das Highlight. Birken, die hier sehr groß und massig werden, gemixt mit Kiefern, Ebereschen und Fichten. Unten drunter wachsen Blaubeeren und Preiselbeeren en masse. Moose, Flechten, eine dicke, weiche Decke, in die man sich direkt hineinschmeißen möchte. Dann das Spiel des Sonnenlichts darin und schon sind wir hin und weg.
Dann gibt es die Monokulturen: Birkenwald, der – so denken wir – sich von selbst dort ansiedelt, wo es recht feucht ist. Die wirken luftig und licht und frisch. Die weiße Birkenrinde lässt den ganzen Wald irgendwie aufgeräumt erscheinen.
Kiefernwald als Monokultur: das ist eintönig und wenn man durch ein solches Gebiet fährt haben wir eher den Eindruck auf einem Werksgelände unterwegs zu sein und wir müssten Warnweste und Bauarbeiterhelm anlegen. Alles wirkt trocken, monoton und etwas leblos. Diese Monokulturen gibt es in unterschiedlichen Reifegraden von ganz jungen Bäumchen, die noch in einer grasgrünen Wiesenlandschaft stehen zu älteren Exemplare, bei denen die Wiese verschwindet und den alten Ansammlungen, die dann kurz vor der Ernte stehen.

Und dann gibt es den Ex-Wald: das sind die gerodeten Gebiete in denen gar kein Wald mehr steht. Das sind wahre Schlachtfelder der Forstindustrie, sie sind gruselig anzusehen und es ist kein schönes Gefühl da hindurchzufahren. Die Maschinen, die hier zum Einsatz kommen sind unglaubliche Geräte, die einen Baum wie einen Grashalm umsensen, sofort entasten und in handliche Stücke zersägen. Der Boden ist umgewälzt und nur noch eine Wüstenei. Das sind Baumfriedhöfe, es stehen meist nur noch ein paar vergessene Geäste traurig rum. Wir haben keine Ahnung wie lange es dauert, bis dort wieder etwas wachsen kann und wie das bewerkstelligt wird.
Es gibt auch einigen Zwist um den Wald und wie er genutzt werden soll und darf. Hier haben wir allerdings keinen Einblick in die Geschehnisse in diesem Land. Wir rollen so da durch und freuen uns über den Anblick und manchmal eben auch nicht. Aber langweilig ist es nie! Immer wieder kommen wir auch an umgefallenen Bäumen vorbei, die dann mit ihren riesigen Wurzeln ganz eigenartige Gebilde formen. Im Vorbeirauschen meinen wir immer mal wieder Bären, Mammuts, Tänzer oder Fabelwesen zu erkennen.
Ist das wunderbar, einfach toll. Genieße Eure Berichte und bin gedanklich dabei. Wünsche Euch noch viele unglaubliche Eindrücke und beglückende Erlebnisse. Freu mich auf den nächsten Bericht
LikeGefällt 1 Person
Hallo Ihr 2,
freue mich, dass Ihr eure Reise so genießt und bin neidisch auf eure tollen Erlebnisse. Die Maschinen, die Ihr da beschreibt, nennt man übrigens „Harvester“. Die kommen leider im Moment bei uns im Hochsauerland auch vielerorts zum Einsatz wegen der Borkenkäferplage in den vergangenen heißen Sommern. Was die hinterlassen, sieht wirklich gruselig aus.
LikeLike
Es ist ein Genuss eure Beschreibungen zu lesen. Macht viele Bilder von den Fabelwesen, sie können zu einem Bilderbuch inspirieren. Hier ist es heiß und abends kalt.Da freuen wir uns an der Sauna und denken an euch .
Wir freuen uns mit euch und sind auf die nächsten Etappen gespannt. Danke auch für die Routenangaben.
Liebe Grüße
LikeGefällt 1 Person