In Belgrad haben wir die Donau-Route verlassen. Auch hier ist es uns zu kalt geworden und wir wollen lieber noch etwas Wärme haben und so suchen wir nach Orten weiter im Süden.
Ben hat einen Bericht über den Nachtzug von Belgrad nach Bar gelesen. Das klingt so gut, dass wir das auch machen wollen. Aber wo ist Bar? Bar ist in Montenegro und wir haben keine Ahnung von dem Land. Wir müssen erst mal auf der Karte nachschauen wo es ist. Dass in den Karten alle Städte in kyrillischer Schreibweise aufgeführt werden (wie auch schon in Serbien) macht die Suche nicht leichter. Die Karten, die wir online zu Rate ziehen können, geben auch nicht sofort Aufschluss: ist Budva nur ein anderer Name von Bar? Aber irgendwann haben wir die Informationen so zusammen sortiert, dass sich ein stimmiges Bild ergibt. Bar heißt eine Hafenstadt in Montenegro, Budva ist ebenfalls eine Stadt in Montenegro, nicht identisch mit Bar aber ebenfalls am Mittelmeer. Unser Plan sieht so aus: wir fahren mit dem Zug nach Bar und von dort mit der Fähre nach Bari (Italien). Nimmt der Zug auch unsere Fahrräder mit?
Am Bahnhof in Belgrad kaufen wir die Tickets für uns und fragen, ob die Räder auch mitkommen können. Ja, die Räder können mitfahren, aber…. der Schaffner entscheidet ob sie mit dürfen. Als wir den Schaffner fragen (mit Händen und Füßen, denn zufällig spricht er kein Deutsch), ist er abgeneigt, da es keinen Platz gibt. Er geht erst mal zum Fahrkartenschalter und fragt da nach. Irgendwie geht es dann doch und wir stellen unsere Räder auf den Behindertenplatz. Wir werden mehrfach und sehr eindringlich darauf hingewiesen, dass wir die Räder unbedingt ab- und anschließen müssen und die Bahn keine Haftung für Diebstahl oder sonstiges übernimmt. Das beruhigt uns überhaupt nicht.
Wir haben einen Schlafwagen gebucht. Dekadent in der ersten Klasse. Das bedeutet, dass wir in dem Vierbettabteil zu zweit liegen dürfen und es saubere Laken für die sehr dreckigen Liegen und Kissen gibt. Der Schaffner bekommt noch Geld für die Fahrräder und dann geht es los.
Der Bau der Bahnstrecke ist ein jugoslawisches Prestigeobjekt gewesen und eine große Herausforderung. Es gibt auf der ca. 470km langen Strecke 254 Tunnel und über 243 Brücken. Da wir durch die Nacht fahren können wir erst nicht viel davon sehen. Dann, in der Morgendämmerung, können wir die Aussicht genießen und sind hingerissen von der Aussicht. Atemberaubend!!
In Bar angekommen suchen wir erst mal ein Café. Es gibt eine Promenade am Meer mit vielen Cafés und es ist schon jede Menge los. Die Sonne scheint, wir sitzen unter Palmen. Sehr schön.
Wir wollen mit der Fähre von hier nach Bari/Italien übersetzen und erkundigen uns am Hafen. Die Fähre hat vor zwei Wochen ihren Betrieb eingestellt und fährt erst wieder ab Mai 2022. Na toll! Was jetzt? Wir entscheiden uns schließlich dazu, an der montenegrinischen Küste Richtung Norden zu fahren bis wir in Dubrovnik/Kroatien ankommen und dort einen weiteren Versuch zu starten nach Bari zu kommen.

Ungeplant immer weiter! Man spürt keine Wut, keine Resignation, keine Vorwürfe, aber wunderbarer Weise tauchen immer neue Pläne und Ideen auf.
Der liebe Gott möge weiterhin die Hand über euch halten!
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Ihr Lieben macht es absolut richtig: Spontaneität sollte immer genau vorausgeplant werden ! 😉
1988 sind Tina und ich nach einer fantastischen Griechenland-Tour ebenfalls völlig spontan von Igoumenitsa
nach Bari zurückgeschippert. Ihr müsstet also dort noch unsere Fußabdrücke im Hafensand sehen !
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Wunderbar. Dies ist das Schöne am Reisen. Es gibt die grauen Tage, da öffnet sich unerwartet eine Tür und die Welt ist wieder bunt und schön.
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Aber jetzt wieder schnell aufs Rad, sonst wird das hier noch ein Reisebericht über die schönsten Railreisen über den Balkan!😜Aber auch gut!!!Rad im Blick – Schaffner im Griff! Dubrovnik ist eine gute Wahl, dafür
igSaR
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