Was machen wir überhaupt in Palermo und Sizilien? Natürlich wollen wir mit den Rädern die Insel weiter erkunden. Wo wir schon einmal hier sind, haben wir gedacht, können wir auch die Schulbank drücken und etwas italienisch lernen. Und so sitzen wir jetzt Tag für Tag im Klassenzimmer und lassen uns mit Vokabeln und Grammatik vollstopfen. Am Nachmittag sitzen wir dann im Café oder auf der Terrasse und versuchen den Wust an Informationen in unserem Hirn in eine Struktur zu bekommen. Ohne Schule können wir anscheinend nicht ein ganzes Jahr lang auskommen, auch wenn wir grad „auf der anderen Seite“ sitzen. Unsere Lehrerin Chiara liebt Grammatik und kann sie gut erklären. Am allerschönsten ist allerdings, dass es ihr gelingt Grammatik mit den Händen zu verdeutlichen. Wir fragen uns, wozu wir da noch die Wörter brauchen? Nein, nun müssen wir auch noch die Gesten büffleln.
Es gibt überall hilfreiche und mitfiebernde Menschen, die uns mit all ihrem Wissen unterstützen. Am Tag bevor wir von Dortmund aus wieder aufbrechen, kommt Irmtraud und versorgt uns mit Informationen über Sizilien. Wir bekommen eine gezeichnete Kartenskizze, auf der alles ist, was Irmtraud in ihrer Zeit auf der Insel begeistert hat. Dazu erzählt sie uns ihre Geschichten und persönlichen Eindrücke und sie singt uns ein sizilianisches Lied vor: „Vitti na crozza“. Kaum sind wir auf der Insel angelangt, üben wir es. Weitere Informationen über die Insel erhalten wir von einem Pärchen, das in einem Café neben uns sitzt und unsere Räder sieht. Sie sind selbst begeisterte Radfahrer und lieben ihre Heimatinsel. Schon bald haben wir eine Karte mit all ihren Empfehlungen und Tipps für gute Radtouren.


Eine Person, die unseren Aufenthalt in Palermo ebenfalls besonders bereichert, ist Roberta. Roberta war im Dezember unsere Guide bei einer “free walking tour”, einer Stadtführung. Sie ist ein fröhlicher und unkomplizierter Mensch und wir sind in Kontakt geblieben. Dank Robertas Vermittlung begegnen wir Giampiero, einem sizilianischen Vollblutmusiker – vielleicht ist er auch musikalischer Vollblutsizilianer, das können wir nicht auseinanderhalten – jedenfalls kommt Giampiero zu uns und zeigt uns wie das Tamburello und die Friscalettu gespielt werden. Abends können wir ihn noch in einem Konzert bewundern, wo wir als „die deutschen Freunde“ vorgestellt werden. Und so üben wir nun nicht nur Vokabeln, sondern auch noch Tamburello und Friscalettu.

Neben all dem Lernen versuchen wir auch etwas von den vielen Schätzen zu besichtigen, die Palermo zu bieten hat. Das sind sehr, sehr, sehr viele. Eine der Sehenswürdigkeiten ist der Markt. Genau genommen gibt es sehr viele Märkte und in den Straßen stehen immer wieder irgendwo Gemüsestände, Bauern fahren ihre Ernte durch die Straßen und legen Obst und Gemüse in Körbe, die dann vom Balkon aus hochgezogen werden. Das Geld liegt im Korb. Man kennt sich… Es gibt einige Hauptmärkte und der Markt „Ballero“ liegt für uns nur um die Ecke. Mit Lust erledigen wir unsere täglichen Einkäufe dort, um das Treiben zu beobachten. Der Markt ist bunt und laut und schrill. Obst und Gemüse türmen sich und werden im Lauf des Tages immer wieder neu gestapelt und mit Wasser begossen, damit sie frisch aussehen. Artischocken werden hier in rauen Mengen verkauft, zuvor werden sie von den langen Stielen und Blättern befreit mit denen sie geerntet wurden. Am Nachmittag liegt darum unter den Tischen der Stände ein Blättergemetzel. Neben Obst und Gemüse gibt es Fisch und Fleisch, Stände mit Zigarettenfiltern, Streetfood, Heiligenbildchen, Schuhen, Kleidung, Gummibändern, Zuckerwerk, Gewürzen und allem, was man sonst noch brauchen kann. Es wird geschrien, gebrüllt und gestenreich die eigene Ware angepriesen. Es kann auch passieren, das der Radiogottesdienst verfolgt wird und zwischen dem Verkaufsgespräch das Ave María mitgebetet wird. Der Markt schlängelt sich durch diverse Gassen und ist voll mit Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, oder auf Motorrollern, Fahrrädern und Scootern ihren Weg suchen. Eine großartige Fülle an Eindrücken für Ohren, Augen und Nase. Manche Ecken stinken intensiv nach Müll, dann wieder riecht es nach Zitrusfrüchten, Fisch oder Gewürzen. Wir kaufen immer nur wenig ein, damit wir am nächsten Tag wiederkommen können. Diese geringen Mengen (2 Pilze oder 3 kleine Peperoni) liegen für viele der Händler unter ihrer Würde. Entweder wir werden nicht bedient, oder wir bekommen mit einem mitleidigem Blick das Gewünschte geschenkt. Immer ist es lecker!










Einfach nur herrlich, ich liebe dieses Land und auch die Sprache. Buona notte i Signori. Freu mich auf die nächsten Berichte
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Also, ihr zwei, euer Bericht lässt mich förmlich Sizilien miterleben, einfach herrlich! Tolle Fotos, eine so anschauliche Sprache; Italienisch Lerner, Radfahrprofis, erfolgreich abwesende Eltern, liebevolle „Kinder“ und Geschwister und Onkel und Tanten….Vielseitiger geht nicht, und niemand in eurem großen Netzwerk kommt zu kurz‼️
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Du hast “Freunde” vergessen, liebe Heide, ansonsten stimme ich voll zu! Das mit dem geschenkten Gemüse ist ja ne gerissene Methode! Muss ich mir merken 😉
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non mi resta che augurarti una buona giornata
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Klappt der Trick auf den Märkten auch mit Zimtschnecken? Buon viaggio!
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