Donau: Bratislava

Von Wien aus machen wir uns auf den Weg nach Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei. Das schaffen wir innerhalb eines Tages, denn die beiden Hauptstädte sind grade mal 70 km voneinander entfernt.

Das Wetter ist mäßig. Es nieselt durchgehend und alles ist in eine trübe Suppe getaucht. Wir erahnen Berge und Burgen entlang des Weges, aber sie werden im Nebel versteckt. Immerhin erkennen wir wo wir entlangfahren müssen. Der Weg geht schnurstracks durch die Donauauen. Massige Wälder mit Baumriesen und immer wieder werden die Wälder und Wiesen von Bächen durchzogen. In dem Nebel wirkt alles gespenstisch und mystisch.

Wir nähern uns der Grenze. Ben ist schon komplett durchweicht und von außen wie innen durchnässt. Etwas ähnliches haben wir doch schon mal erlebt? Schnell weiterradeln und ab ins Warme, denken wir.

Sofort hinter der Grenze, die wieder durch eine verfallende Grenzstation markiert wird, beginnt Bratislava. Das erste Wegstück führt durch ein Naherholungsgebiet und dann fahren wir ziemlich unvermittelt über eine Brücke und finden uns in der Altstadt wieder. Es fühlt sich wie ein Kulturschock an, so unvermittelt landen wir von der futuristisch anmutenden Brücke im Mittelalter.

Am Apartment angekommen werden wir vom Vermieter mit den Worten begrüßt: „I am here to wait for two crazy Germans that cycle in October.“ Recht hat er, denken wir, irgendwie ist das ein bisschen plemplem im Oktober mit dem Rad und im Regen hier rumzufahren. Aber das hält uns nicht davon ab es trotzdem zu tun.

Wir schauen uns die Stadt mit einer „free walking Tour“ an. Ein Format, das sich in vielen Städten etabliert hat: ohne Buchung geht man zum angegebenen Treffpunkt, wird von einem Guide begrüßt und dann geht es los mit all den Menschen, die sich eingefunden haben. Bezahlt wird am Ende, soviel wie jeder meint, dass es wert gewesen ist. Prima Sache!

Bratislava gefällt uns ausnehmend gut. Die Altstadt lebt von den Touristen, die hier durchgeschleust werden. Nicht zuletzt die Gruppen, die mit den Flusskreuzfahrten hierherkommen, davon haben wir entlang der Donau schon sehr viele gesehen. Aber auch normales Leben findet in den alten Gemäuern statt. Um die Altstadt herum wird und wurde wild gebaut und die Stadt erweitert. Auf der anderen Donauseite stehen unzählige Betonburgen aus der Sowjetzeit um Arbeitern ein zu Hause zu geben, wenn auch kein schönes. Sozialistische Funktionsarchitektur. Ein wilder Kontrast zu der Burg, die auf dem Hügel liegt und so majestätisch wie ein altes Mütterchen mit Krückstock wirkt. Aber auch moderne Bauten mit Glas, Beton und Stahl machen aus dem Stadtbild ein wildes Potpourri. Und gefällt das!

Und die Cafédichte ist hoch. Dort, wo bei uns Schuhgeschäfte oder Frisöre sind, sind hier Cafés. Also mindestens jedes zweite Haus. Prima! Kathrin testet schon mal alternative Räder, falls ihr Rad bei so viel Kuchen und Torten die Übersicht verliert.

Am nächsten Tag schwingen wir uns auf unseren rollenden Untersatz und erkunden die Stadt außerhalb der fußläufigen Altstadt. Hier tobt viel Verkehr, das Radwegenetz hat viele Löcher. Immer wieder endet eine Radspur und wir wissen nicht wohin: auf der engen Straße mit den Autos oder auf dem engen Bürgersteig mit den Fußgängern. Alle Verkehrsteilnehmer wirken entspannt. Sind wir auf der Straße und halten die Autos auf, so wird weder gehupt noch dicht aufgefahren, sondern gewartet bis wir überholt werden können. Fußgänger lassen sich durch unsere Anwesenheit auch nicht stören und so gelingt ein rücksichtsvolles Miteinander. Geht doch!

Die Burg liegt auf einem Berg und auch sonst gibt es einige flotte Steigungen. Nur gut, dass wir das Gepäck in der Unterkunft haben, so kommen wir nach oben und können die Aussicht bestaunen. Ein wilder Mix aus Alt und Neu. Auch hier sind die Spuren der Sowjets vorhanden, mit der eigenen kolossalen Gestaltung. Wir sind zwar nicht auf dem Iron curtain trail, dafür mittendrin.

5 Kommentare zu „Donau: Bratislava

  1. Hallo Ben und Kathrin,

    der Apfelstrudel sieht lecker aus😋. Jetz seit ihr schon in der Slowakei dann kommt ihr jetzt noch nach Ungarn. Ist das richtig? Wir fahren am Donnerstag jetzt auch in den Urlaub. Danke für die vielen Karten und Briefmarken✉!!!!!!!

    LG Julo und Miri

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  2. Wieder so ein wunderbarer Reisebericht! Und ihr lasst euch vom (gelegentlichen? …) Grau in Grau und Nass in Nass die Laune nicht verdrießen. Chapeau! Hier sind jetzt auch endlich Herbstferien, die Sonne strahlt heftig und ich mach mich Montag für ein paar Tage auf die Reise (ins Sauerland 🙈). Vielleicht gibt’s da ein paar schöne Herbstspaziergänge. Noch Kraniche dazu und es wäre perfekt! Seid wärmstens umarmt, ihr beiden „Zugvögel“. ❤️❤️

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  3. Auch für euch kommt noch der goldene Oktober, wo ihr noch Sonnencreme benötigen werdet.
    Coronasingen startet übrigens seit zwei Wochen um 18.00 Uhr.

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