Sizilien 1

Russland fällt in die Ukraine ein und es ist Krieg. Erst vor wenigen Monaten sind wir durch Kroatien und Serbien geradelt, wo der Krieg 30 Jahre her ist und noch allgegenwärtig. Denkmäler mit den Daten der 1991 gefallenen Menschen, Einschusslöcher in den Häusern, Ruinen und noch immer kaputte Städte. Von den schwierigen Erlebnissen der Menschen ganz zu schweigen, die Flucht und Bedrohung erlebt haben. All das geht grade in einem Teil der Welt wieder von vorne los. Wir sind bedrückt und uns fehlen die Worte.

Wir sind wieder „on the road”. Wir können ein wenig mehr Italienisch, sind aber noch weit entfernt von flüssiger Konversation. Flüssig ist einzig der Kaffee, wenn wir ihn bestellen. Der Frühling legt hier langsam los und wir wollen ihn auf den Rädern mitbekommen, also los.

Es geht an die Westküste und nachdem wir die Randbezirke von Palermo hinter uns gelassen haben, kommen wir ans Meer! Es liegt da im Sonnenschein und haut uns mit seinen Farben um. Das wollen wir in einer Bar beim Espresso genießen. Wie das so ist: das Meer ist auf der einen Seite, dann kommt eine Häuserzeile und dann kommen die ganzen Bars und vom Meer ist vor lauter Häusern nix zu sehen. Nun ja. So landen wir in einer typischen Bar der Stadt mit den alten Männern, die hier ihren täglichen Kaffee trinken und dabei alle ihrer Kollegen und Freunde treffen. Wir kommen ins Gespräch mit einem Mann, der mit einer Frau aus Deutschland verheiratet war. Sie ist seit vier Jahren tot und noch immer werden seine Augen beim Klang der deutschen Sprache feucht. Wir haben ein anrührendes Gespräch mit ihm. Er berichtet von seinen Reisen und Freundschaften in Deutschland und immer wieder blitzt hindurch, wie sehr er seine Frau liebt. Wir radeln ergriffen, beglückt und ebenfalls mit feuchten Augen weiter.

Der Frühling ist da! Zack! Überall knallen uns die Farben entgegen, obwohl ein wilder Wind weht fühlt es sich nach Frühling an und riecht überall so. Dicke Rosmarinbüsche leuchten blau, Felder voll mit kleinen Blüten, gelbe Margeritten, wilde Geranien und jede Menge anderer Blumen, die wir nicht benennen können. Ein wilder Farbenrausch!

Überall steht und liegt antikes Zeugs rum. Wir fahren nach Segeste, einer antiken Tempelanlage, die sehr malerisch in der Landschaft thront. Uns gefällt am allerbesten, dass es eine antike Bauruine ist. Dieser Tempel wurde nie fertiggestellt, aber die Bauruine hat bestand. Gleich nebenan, noch ein wenig den Berg hinauf, findet sich ein Theater. Die Aussicht ist so grandios, dass eine Aufführung hier nur stören würde. Warum wurde hier oben ein Theater gebaut, fragen wir uns?

In Selinunte ist ebenfalls viel Tempel zu sehen. Hier wurde entdeckt, dass die Tempel eine bunte Angelegenheit waren und keineswegs nur weiß. Friese und weitere Ornamente waren damals bunt angemalt und müssen so schon fast wie Popart ausgesehen haben. Schade, dass wir diesen Eindruck nur erahnen können. In Selinunte liegen so viele Tempelbauteile herum, dass es den Anschein hat, ein Riesenkind hätte seine Bauklötze ausgeschüttet, damit gespielt und nicht wieder weggeräumt. Wir können uns nicht vorstellen, mit welchen Vorrichtungen diese riesigen Bauklötze aufeinander geschichtet wurden, um daraus einen Tempel zu errichten.

Ein Kommentar zu “Sizilien 1

  1. Hallo Ihr beiden,
    ja, das mit der Ukraine ist unfassbar traurig und verstörend. Niemand hätte das im 21. Jhdt. für möglich gehalten. – Vielen Dank für die schönen Frühlingsbilder! Die heben die Stimmung. Viel Spaß weiterhin!

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