Pompei

Wir haben Sizilien verlassen. Nicht ohne eine kleine Portion Wehmut, wo wir doch so viele wunderschöne und bewegende Erlebnisse auf dieser Insel haben durften. Von der Insel sind wir eben hin und weg. Aber bevor wir so richtig begreifen was los ist, sind wir schon unterwegs zu neuen Ufern. In Messina kaufen wir ein Zugticket nach Salerno, der Zug fährt stündlich und – oh Wunder – unsere Räder mitzunehmen ist überhaupt kein Problem. Also geht es rauf auf die Fähre, rüber zum Festland und rein in den Zug. Und Zack, schon sind wir am Abend in Salerno angekommen.

Von dort radeln wir nach Pompei und schauen uns in der alten Stadt um. Es hat einen skurrilen Reiz, in dieser „toten“ Stadt umherzustreifen. Die Straßen sind da, die Hausmauern stehen, aber ohne Dächer. Die Stadt wirkt eher verlassen als ausgelöscht. Im Hintergrund ist der Vesuv zu sehen und gibt sich majestätisch, ungerührt und unschuldig.

Die Straßen sind spannend und wir sind sehr froh, dass wir hier nicht mit den Rädern hindurch müssen. Tiefe Rillen haben die Karren in den Stein hineingefurcht. Die Straßen liegen tiefer, wahrscheinlich, damit der ganze Unrat, der von den Häusern dorthinein gekippt wurde, auch Platz hatte. Damit man dann trockenen Fußes die Seite wechseln konnte, gab es Trittsteine, ein wenig wie monumentale Vorläufer des Zebrastreifens. Die Karren, die hier durchfuhren, mussten eine „Normbreite“ haben, sonst gab es kein durchkommen beim Zebrastreifen.

Die meisten Gebäude existieren nur noch durch die bröckeligen Mauern und lassen so den Grundriss erkennen. In einigen Villen, können wir aber noch Wandbilder und Mosaiken bestaunen. Das lässt erahnen was für eine Pracht in manchen Villen geherrscht haben muss. Alles so schön bunt hier!

Warum im Süden von Italien das Streetfood so beliebt ist und jede Region ihre eigenen Delikatessen hervorbringt, erklärt sich hier in Pompei: Streetfood hat eine uralte Tradition. In Pompei findet sich an jeder Ecke eine ausgegrabene „Garküche“. Leider sind die Töpfe und Tiegel leer….

Eine große Attraktion ist das Bordell von Pompei. In der Hochsaison stauen sich die Besucher angeblich sehr weit, um in dieses antike Freudenhaus hinzuschauen. Was wir zu sehen bekommen ist im ersten Moment ernüchternd: fünf Minikämmerchen mit einer steinernen Liege, die hoffentlich ordentlich gepolstert und mit Kissen ausgelegt war. Über den Türen sind Fresken, auf denen die angebotenen Dienste dargestellt sind. Pompei stand als Stadt unter dem Schutz der Göttin Venus, der Göttin der Liebe. Sexualität und das Ausleben derselben wurde als natürlich betrachtet. Die katholische Kirche mit ihrer Schamhaftigkeit und der Tabuisierung gab es noch nicht. Penisse sind als Symbol der Fruchtbarkeit und des Glücks im gesamten Stadtbild zu finden. Zum Beispiel bei einem Bäcker, der so auf sein gutes Brot aufmerksam machte. Allerdings ist es mit der Freizügigkeit nicht so leicht, denn die Frauen, die im Bordell arbeiteten waren Sklavinnen… Manches hat sich noch immer nicht geändert.

Wir laufen einen halben Tag durch dieses ausgebuddelte Museum, danach sind wir fix und fertig. Gut, dass es bis Napoli nicht mehr weit ist.

Ein Kommentar zu “Pompei

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