Sizilien 4

Wir gehen weiter zur Schule in Siracusa. Da die Wettervorhersagen nicht so warm aussehen, hängen wir noch eine Woche Italienischkurs dran. Es macht sehr viel Spaß, wenn einem die Lerninhalte fertig präsentiert werden. Normalerweise sind wir es, die diese Lernpäckchen packen und unseren SchülerInnen anbieten. Jetzt sind wir es, die das Angebot freudigst annehmen. Eleonora, unsere Lehrerin in Siracusa, lässt uns geduldig nach Worten suchen und mit der Grammatik ringen. Wir alle in der Klasse brauchen Minuten, um zwischen den „ääähs“ und „Mhmms“ und „öhs“ einen Satz zu formulieren, aber ganz langsam wird es flüssiger.

Nach der Schule gibt es zur Belohnung Mittagessen am Meer. Oder einfach auch nur weil wir Hunger haben und die Sonne scheint. Oder wir gehen mit Schulfreunden aus.

Wir erkunden die Gegend und landen immer wieder vor irgendwelchen Kriegsdenkmälern. Gerade jetzt, wo der Ukrainekrieg tobt, erscheinen diese Mahnmale noch obskurer. Nicht nur, dass ein Krieg so unfassbar dumm ist und so viel Schreckliches bewirkt, nachher müssen dann solche Mahnmale errichtet werden, damit man all die Schrecken nicht vergisst. Nur dumm!

Nicht nur Kriegsdenkmäler finden wir, sondern – wie überall auf Sizilien – jede Menge griechischer und römischer Reste. Siracusa hat gleich zwei alte Theater, eins von den Griechen und eins von den Römern. An jeder Straßenecke findet sich ein Tempel, eine Ruine, ein altes Bad. Es ist unglaublich. Immerhin wurde auch einiges recycelt, oder umgenutzt. Beim Dom läßt sich sehr gut erkennen, dass der Tempel einfach umgebaut, bzw. erweitert wurde. Als wir im archäologischen Museum sind und uns einige der griechischen und römischen Ausgrabungsgegenstände anschauen wollen, sind in den ersten zwei Sälen erst mal nur Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit zu finden. Oh nein, denken wir, das war ja auch noch alles hier… . Zudem hat Archimedes hier gelebt und gewirkt, Damokles musste in Syracusa unter einem Schwert, welches über seinem Kopf hing, sitzen und viele andere Geschichten, etwa von Dionysos, dem Tyrannen, zu dem Damon schlich, begegnen uns hier.

Siracusa ist eine uralte Stadt, die zum einen aus einer kleinen Insel mit dem Namen Ortigia besteht und sich dann auf dem Festland fortsetzt. In den griechischen Zeiten war dies die mächtigste und bevölkerungsreichste Stadt überhaupt, hier muss das Leben getobt haben und hätte es schon einen Papst gegeben, so hätte er sicherlich hier gesteppt! Wir können uns das nur schwer vorstellen, denn jetzt, im Winter und Frühling, ist die Stadt ruhig und ziemlich verschlafen, im Sommer muss das anders sein, alles was wir von den Menschen hier hören, ist, dass in den Sommermonaten die Bars und Kneipen rund um die Uhr geöffnet haben, die Menschen sich in den kleinen Straßen und Gassen nur durchschieben können und die kleine Insel fast überläuft. Aber nicht nur das, Syaracus ist voll mit Kultur und Kneipen, Bars, Museen, Kirchen (ist ja klar), Strand und wunderschönen Ausblicken. Spannend finden wir auch, das es ein Süßwasserquelle auf der kleinen Insel gibt, direkt an der Küste und auf Höhe des Meeresspiegels. Dank dieser Quelle war die Stadt während der Kriege und Belagerungen autark und wasserunabhängig.

Was uns immer wieder aus den Socken haut, ist die Offenherzigkeit und Freundlichkeit der Sizilianer! Egal wo und wie und wann, es gibt immer (!) Leute, die uns freundlich zuwinken, auf uns im Straßenverkehr Rücksicht nehmen, einfach ohne Grund nett grüßen oder uns fragen, ob sie helfen können, wenn wir mit fragendem Blick in die Gegend schauen. Wir werden zum Beispiel aufgefordert, die klitschnassen Fahrräder mit ins Restaurant zu bringen, damit sie nicht noch nasser werden. Schnell ist man in ein Gespräch verwickelt, tauscht ein paar freundliche Worte und die meisten Menschen, denen wir begegnen, sehen zufrieden und entspannt aus.

NACHTRAG: Wir müssen an dieser Stelle noch richtigstellen, dass der Tyrann in Syracusa Dionysios hieß und nicht wie von uns weiter oben behauptet Dionysos. Dionysos ist der Gott des Weines, dem wir beim Verfassen dieses Beitrags schon ein wenig gehuldigt hatten. Schiller spricht in seiner Ballade “Die Bürgschaft” von “Dionys”, was daran liegt, dass er mehr dichterische Freiheiten hat. Dank an Jona, der uns auf diesen faux-pas hinwies!

2 Kommentare zu „Sizilien 4

  1. Heute, genau heute habe ich auf euren Bericht gehofft!
    Danke dafür! Beim Lesen möchte ich immer wieder gern in eurer Realität – außer in der Schule- mit von der Partie sein. Aber ihr schickt ja tolle Bilder!
    Gute Nacht, ihr zwei!

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  2. Ihr beiden Lieben,
    Eure Berichte, Kommentare, Empfindungen, Reisetipps und Eure Fotos sind dermaßen anregend und spannend, dass Ihr gar nicht mehr ins Lehramt zurückkehren solltet.
    Faszinierende Reise-Reportagen aus aller Welt, liebevoll und sehr kenntnisreich von Euch zusammengestellt, werden von einer immer größer werdenden Fangemeinde verschlungen.
    Ihr beiden seid zwar zu Zweit, aber absolut Ein-malig !!❤️
    Euer Tom

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