Hannes und Kathrin gehen in Cagliari zum Bahnhof um rauszubekommen, ob es wieder Züge nach Iglesias gibt, die auch Räder mitnehmen. Siehe da, die Bauarbeiten sind beendet, die Züge fahren wieder und die freundliche Frau am Schalter sucht alle Verbindungen raus, mit denen am nächsten Tag nach Iglesias zurückgefahren werden kann.
Am nächsten Morgen verabschieden wir die Jungs, die nach Deutschland zurückfliegen und wir radeln zum Bahnhof. Am Automaten wollen wir die Tickets buchen und: es geht nicht! Alle Verbindungen mit einer Fahrradmitnahme sind gestrichen. Zum Glück stehen überaus freundliche Bahnmitarbeiterinnen herum und versuchen, mit uns das Problem zu lösen: Das Ticketsystem am Automaten erkennt nicht, wann Räder im Zug mitgenommen werden dürfen. Anscheinend erkennt dies aber auch sonst niemand, denn die Damen telefonieren hierhin und dorthin, um zu erfahren, wie das denn nun mit den Rädern ist. Am Ende dürfen wir die Räder mitnehmen, es gibt kein Abteil und wir pressen sie wieder einmal in eine klitzekleine Ecke, müssen dafür aber auch nicht bezahlen. Dann gleiten wir durch die Landschaft und können unsere Tour ab Iglesias, die Westküste entlang, fortsetzen.

Unsere geplante Route sah vor, dass wir immer schön an der Küste entlangfahren und so die wilden Steigungen, die einen im Inland erwarten, umgehen. Leider fehlten bei dieser Planung die Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Und so kommt es, dass wir uns nun doch auf dem Weg etwas weiter in die Berge begeben und an den Steigungen abmühen. Insgesamt bekommen wir das gut hin, solange es nicht zu steil bergauf geht. Bei mehr als 13% wird es aber doch zu heftig mit dem Gepäck und den nicht vorhandenen kleinen Gängen. Da hilft dann nur noch Schieben. Das ist keine Freude, denn aus irgendwelchen Schwerkraftsgründen will das Rad nach hinten rollen, wo es doch nach vorne soll. Wir liegen gefühlt neben den Rädern fast auf der Straße, um sie mit all unserem Gewicht und unserer Kraft bergauf zu stemmen. Aber irgendwann ist jeder Berg mal zu Ende (gut, wenn der Berg zu Ende ist, bevor wir es sind) und wir stehen oben und genießen die Ausblicke, die sich uns eröffnen. Dann folgt die Abfahrt, es wird kalt im Wind und damit es nicht zu schnell wird und wir in der Leitplanke landen, muss ordentlich gebremst werden. Klingt so, als wären wir nie zufrieden, das stimmt aber nicht! Zugegeben, wir genießen nicht jeden Moment und jeden Meter, aber 99% sind tipptopp!





In Fluminimaggiore, einem kleinen Ort, den man kaum auf der Landkarte findet, der aber einen langen und klangvollen Namen hat, übernachten wir bei Rosa. Rosa ist eine aufmerksame Gastgeberin und ausgezeichnete Backkünstlerin. Sie bemerkt, dass Ben Geburtstag hat und überreicht sechs, eigens für diesen Anlass gebackene, Mini-Muffins samt Kerze, die köstlich schmecken. Da es an Bens Geburtstag wie aus Eimern schüttet, bleiben wir einfach den ganzen Tag im Ort mit dem langen Namen und werden nicht nass!



Wir sind hin und weg von der Vielfalt der Landschaft die sich uns auf Sardinien bietet. Es gibt karge und schroffe Berge mit zerklüfteten Tälern in denen der Ginster blüht. Dann kommen wir durch zart duftende Eucalyptuswälder und durch verwunschen wirkende Wälder mit Korkeichen. Wenn die Korkeichen geschält sind sehen sie aus wie ein Pudel, der vom Hundefrisör kommt. Ungeschält sind es ehrwürdige Wesen, die sehr viel Respekt verbreiten. Dann wieder sausen wir an Stränden vorbei wo das Blau des Wasser und das Weiß des Strandes schon fast wie arrogante Angeberfarben daherkommen. Auch wenn die Luft immer wärmer wird und die Sonne immer mehr scheint, gehen wir noch immer nicht Baden: das ist KALT! Nach einem weiteren Berganstieg sausen wir in ein weites Tal, ein sehr weites Tal, eine Ebene. Hier ist alles flach und die Landwirtschaft besetzt hier jeden Meter. Staunend stellen wir fest, dass es auf der Insel auch Strecken ohne Anstieg oder Gefälle gibt. Wahrscheinlich, damit der Wind hier so richtig gut durchrauschen kann, was er auch sofort beweist!









Das eine Bild erinnert mich an meine Kindergartenzeit: “Zeigt her eure Füße! 🎶 Zeigt her eure Schuh’!” 😂 Ich wünsche euch auch weiterhin, dass die Berge zuende sind, bevor Ihr es seid! 🤣
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Ich freu mich, dass ihr bärenstark seid und so manche Quälerei inkauf nehmt, der tausend schönen Blicke und Landschaften wegen und natürlich wegen der vielen Menschen, die euch wohlwollen, bewundern und beneiden oder bedauern!
Ich packe jetzt Taschen und Koffer😎
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Vielleicht solltet ihr nach dem Italienischkurs auf Sizilien auf Sardinien den Kurs „Zen für Fahrradschieben“ buchen.
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